let’s did it – live

01/07 - 105 Music

Diesen legendär falschen Satz bekam Stefan Gwildis eigenen Angaben zufolge bei einem Festival zu hören. Es war wohl in etwa wie eine aufmunternde Anfeuerung gemeint. Jedenfalls berichtete Stefan Gwilids das heute Abend bei seinem Konzert in Rostock – und eröffnete mit dieser Anekdote sein Konzert.
Es war ein gute Auftritt vor geschätzt 700 Zuhörern im Saal 2 der Stadthalle. Er hat die von ihm intelligent auf Deutsch gecoverten Soulklassiker gespielt, dazu eigene Nummern von seinem neuen Album “Heut ist der Tag”. Zwischen den Songs ließ sich Gwildis Zeit für kruze sakrale soulige Predigten im Stile eines Priesters, der eine Gospel-Gemeinde anfeuert. So wurden die Rostocker “Brüder und Schwestern”, aufgefordert, alle Hemmungen fahren zu lassen (“Hallelujah”) und sich bei Bedarf vollständig zu entblößen oder auch die Stühle aus den Fenstern zu schmeißen. Das alles ist nicht passiert – weil unter anderem das im Durchschnitt mindestens 40 Jahre alte Publikum in langen Stuhlreihen Platz nehmen durfte. Und da ist es – vor allem im Norden – doch eher unwahrscheinlich, dass ein Konzert im Chaos endet.
Gwildis stand mit fünf Musikern auf der Bühne, spielte mit seiner Band zwischendurch unplugged, begeisterte das Publikum aber auch mit einer Percussioneinlage auf einer Blech-Mülltonne und ganz zu Anfang mit einer fetzigen Beatbox-Nummer nur mit Stimme und Mikrofon.
Der Saal 2 mutet eher wie eine Turnhalle an – die war allerdings ausverkauft. Das Publikum ging den Umständen entsprechend mit. Die Band war rasant, soulig, hatte Groove, so dass dies ein bemerkenswertes Konzert wurde. Ihr fehlte allerdings der Bläsersatz. Besonders beachtenswert sind bei Gwildis die Texte, hintersinnig, pointiert, unterhaltsam, mit Tiefgang, wie es so schön heißt. Den größten Applaus gab es wohl bei “Lass mal ruhig den Hut auf”, der Cover-Version von “You can leave your Hat on”. Schönes Konzert, schöner Abend – auch im Sitzen.

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